Geschichte der Zunft zun Metzgern zu Schaffhausen
Am 10. Juni 1045 erhielt der Marktort „Scafhusun“ vom deutschen Kaiser Heinrich III. das Münzrecht1. In der Stadt herrschte Freiheit und zog daher schon bald zahlreiche Handwerker an. Schaffhausen erlebte im Hochmittelalter einen gewaltigen Aufschwung. Um auch in der Politik eine Rolle zu spielen, schlossen sich die freien Bürger zunächst zu religiösen Bruderschaften zusammen, da in einem Richtbrief aus dem Jahr 1281 die Zünfte noch verboten waren. Denn die Zünfte bedrohten die Alleinherrschaft von Adel und Kirche. Der Sieg der Zünfte war aber unaufhaltsam. In Zürich setzten sich die Zünfte 1336, in Konstanz 1342 durch.
Auch in Schaffhausen war diese Entwicklung unaufhaltsam. Bereits 1367 hatten die Bruderschaften 30 der 60 Ratssitze inne2. Der Adel erlitt in den Schlachten bei Sempach und Näfels schwere Verluste gegen die Eidgenossen und war dementsprechend auch politisch geschwächt. Nun wurden von den Handwerkern die Forderungen durchgesetzt. 1387 erzielten die Bruderschaften einen bedeutenden Erfolg. In den Grossen Rat (60 Mitglieder) konnte nun jeder gewählt werden. Damit war der Adel zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken3. Am 1. Juli 1411 wurde den Schaffhausern vom Friedrich von Österreich die Bildung von Zünften gestattet. Es wurden 11 Zünfte gebildet und die Herrenstube. Anstelle eines Vogtes trat nun ein Bürgermeister. Die 12 Zusammenschlüsse wählten ihren Zunftmeister und einen weiteren Mann aus ihren Reihen, einen der „Sechser“. Diese 24 Gewählten bildeten den Kleinen Rat von Schaffhausen4. 5 weitere gewählte „Sechser“ bildeten den Grossen Rat mit 84 Mitgliedern. Eine Gewaltentrennung existierte nicht, denn die Zünfte bildeten auch die Gerichtsbarkeit. Das Blutgericht (auch Vogtgericht genannt) bestand aus 12 Mitgliedern der Zünfte. Das Schultheissengericht, für niedere Streitfälle, aus 12 Zunftmitgliedern und 8 vom Grossen Rat Gewählten. Das Resultat: Die Zünfte beherrschten Wirtschaft und Politik vollständig.
Mit der Zeit kam das „Praktizieren“ auf. Man versuchte durch Geldgeschenke und ähnliches zu lukrativen Ämtern zu gelangen. 1618 wurde daher ein Eid eingeführt. Der Anwärter hatte zu schwören, dass er ohne Bestechung zum Amt gekommen war. Um den Zuwachs von Neubürgern zu verhindern, wurden die Einkaufsgbühren in die Zünfte ins Unermessliche gesteigert. Die Jagd nach Ämtlein führte zu den verwerflichsten Mitteln. Das korrupte System flog 1689 auf und wurde in der Folge durch ein Lossystem ersetzt.
Eine freiwerdende Stelle wurde unter den Zünften verlost. Ausserdem musste der glückliche Kandidat einen reichen Bürgen stellen. Das führte dazu, dass auch Unfähige in Ämter gelangten. Einige Amtsinhaber begannen ihr Amt gegen Bezahlung an den Meistbietenden zu überlassen. Der Ämterkauf wurde zum Ämterverkauf.
Erst die Revolution von 1798 machte der politischen Vorherrschaft ein Ende. Wirtschaftlich machten die Zünfte unentwegt weiter. Die Helvetik verschwand bald aus der Schweiz und die alten Zustände wurde teilweise wiederhergestellt. Die Zünfte und Gesellschaften waren wieder Wahlkörper. Der Kleine Rat bestand aus je einem aus den 12 Zusammenschlüssen und 4 weiteren Vertretern aus ihren Reihen. 4 Sitze erhielt Stein am Rhein5. Die Landgemeinden hatten nur im Grossen Rat Einsitz. 1831 wurde die neue Verfassung eingeführt. Doch schon 1834 wurde der Grosse Rat in freier Wahl bestimmt. Die Zünfte verloren daher stark an Bedeutung. 1847 verschwanden die Zunftversammlungen endgültig.
Die Metzger zählten zu den vermögendsten und politisch einflussreichsten Handwerkern der Stadt. Zu einer Metzgerzunft gehörten Metzger, Wurstmacher, Ärzte , insbesonders Feldärzte und Chirugen. Das Zunfthaus befand sich zunächst an der Oberstadt 16 (das Haus zum Steinbock) 6 1510 zügelten die Metzger in die heutige Metzgerstube am Fronwaagplatz 7. Dieses wurde erst 1857 verkauft. Heute befindet es sich wieder im Besitz eines Metzgerzünftlers. Die Zünfte spielten lange auch militärisch ein Rolle. Die Zünfte bildeten die taktischen Einheiten des Schafhauser Heeres. Jeder Zünftige hatte Waffen und Harnisch zu Hause in Bereitschaft zu halten.
1 M. und T. Harzenmoser: Zünfte und Gesellschaften der Stadt Schaffhausen, S: 10
2 M. und T. Harzenmoser: Zünfte und Gesellschaften der Stadt Schaffhausen, S: 11
3 R. Lang und A. Steinegger: Geschichte der Zunft zun Metzgern in Schaffhausen, S: 18
4 R. Lang und A. Steinegger: Geschichte der Zunft zun Metzgern in Schaffhausen, S: 18
5 R. Lang und A. Steinegger: Geschichte der Zunft zun Metzgern in Schaffhausen, S: 23
6 R. Lang und A. Steinegger: Geschichte der Zunft zun Metzgern in Schaffhausen, S: 118